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Hey Einweg-Verpackungsabfall!

Die Arbeit eines Straßenreinigers der Stadtreinigung Leipzig & das Problem mit Einweg-Verpackungen - Interview mit Christian Fröhlich, Mitarbeiter der manuellen Straßenreinigung

Du arbeitest seit mehr als 6 Jahren bei der Stadtreinigung Leipzig als Mitarbeiter der manuellen Straßenreinigung. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Um 6 Uhr morgens startet der Tag mit einer Einweisung durch die Meisterin. Fahrzeuge werden zugewiesen und mit allen notwendigen Utensilien wie Abfallsäcken und Karren beladen. Anschließend fahren alle Beschäftigten mit ihren Fahrzeugen vom Betriebsgelände und beginnen ihre Tour.

Christian Fröhlich mit Ausrüstung
Bild: Stadtreinigung Leipzig

Wie kann man sich diese Touren vorstellen und welche Tätigkeiten erledigst du?

Im Team bearbeiten täglich vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam zwei festgelegte Touren mit einem Umfang von insgesamt 20 km. Auf jede Kollegin und jeden Kollegen entfallen dadurch rund 5 km Tour. Als Vorarbeiter ist es wichtig, Verantwortung für die mir anvertrauten Beschäftigten zu übernehmen. Unser tägliches Einsatzgebiet ist auf Tourenplänen erfasst. Dort wird abgelesen, welche Straßen und Gehwege wir reinigen und in welchem Umfang. Dazu gehört das Beseitigen von diversen Abfällen und Hundekot im öffentlichen Verkehrsraum. Aber auch Wildwuchs und das Laub auf den Gehbahnen wird beräumt, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. In den Wintermonaten konzentrieren wir uns darauf, Eis und Schnee zu räumen. Auch kehre ich Streckenabschnitte vor, schneide Wildkraut und sammle die abgestellten Kehrrichtsäcke ein.

Welche Art von Abfall beseitigst du zusammen mit deinen Kolleg/-innen?

Wir befreien Leipzigs Straßen von Abfall jeglicher Art. Meist ist es kleinteiliger Verpackungsabfall, Lebensmittelreste, sonstiger Flugmüll und Hundekot. Besonders erschreckend sind Drogenspritzen oder Tierkadaver. Das ist jedoch die Ausnahme.

Die Vielzahl an Aufgaben setzt unterschiedliche Arbeitshilfsmittel voraus. Was nutzt du tagtäglich?

Unser gängigstes Hilfsmittel ist der Stadtreinigungswagen, umgangssprachlich „Postenkarre“ genannt. Dabei handelt es sich um eine Art Wagen, der mit Abfallsäcken bestückt wird. Zum Einsatz kommen auch Werkzeuge wie Schaufel, Besen, Hacke und Greifer. Im Sommer kommen noch separate Hilfsmittel wie der Scherenfreischneider zur Beseitigung des Wildkrautes und Laubbläser zur Laubbeseitigung im Herbst zum Einsatz. Im Winter nutzen wir Schneeschieber, Schaufel, Streuwagen und Streumittel, um die Straßen von Schnee und Eis zu befreien.

Wie hoch ist schätzungsweise der Anteil an Einweg bei dem Verpackungsabfall, den ihr auflest?

So um die 30 bis 40 Prozent an Einweg-Verpackungen am Wochenende fallen schon an. Im Sommer sogar bis zu 50 Prozent. Das ist meist auch abhängig vom Stadtviertel.

Der Anteil ist erschreckend hoch und verdeutlicht die massenhafte Verwendung von Einweg. Glaubst du, dass es weniger Abfall geben würde, wenn To-go-Einwegverpackungen teurer wären?

Ja, definitiv. Ein höherer Preis würde sicherlich dazu führen, dass mehr Menschen auf Mehrwegalternativen umsteigen. Dies würde nicht nur die Umwelt entlasten, sondern auch unsere Arbeit erleichtern.

Hat sich die Menge an Verpackungsabfall, den du in den letzten Jahren beseitigt hast, verändert?

In den sechs Jahren bei der Stadtreinigung Leipzig ist der Verpackungsmüll auf den Straßen meiner Meinung nach deutlich angestiegen. Besonders an Wochenenden und im Sommer ist die Zunahme alarmierend.

Welche anderen Herausforderungen begegnen dir - neben der Müllmenge - bei deiner Arbeit?

Wir stehen täglich vor einigen Herausforderungen. Zum einen sind viele Straßen in Leipzig sehr eng, was das Manövrieren mit unseren Fahrzeugen schwierig macht. Zusätzlich fehlt leider oftmals die Rücksichtnahme, wenn Leipziger und Leipzigerinnen ihren Müll einfach auf die Straße werfen, statt ihn ordnungsgemäß zu entsorgen. Und natürlich beeinflussen auch die Wetterverhältnisse unsere Arbeit stark: Hitze im Sommer oder Dauerregen erschweren die Reinigungsarbeiten körperlich.

Wie siehst du die Zukunft deiner Arbeit?

Ich wünsche mir mehr gegenseitige Wertschätzung und Rücksichtnahme für die Arbeit der Stadtreinigung. Es wäre schön, wenn die Menschen Verantwortung für ihren eigenen Abfall übernehmen würden. Abfall zu reduzieren ist schließlich ein Ziel, was sich nur gemeinsam erreichen lässt.